Kann ein Leben, geprägt von politischer Rebellion, künstlerischer Schaffenskraft und der unerschütterlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Sein, wirklich ein erfülltes sein? Rainer Langhans, die ikonische Figur der deutschen 68er-Bewegung und Gründer der Kommune 1, scheint diese Frage mit einem eindrucksvollen „Ja“ zu beantworten, selbst angesichts des nahenden Todes.
Die Zeit in Salzburg zwischen 1982 und 1990 war für Rainer Langhans eine Periode der musikalischen Entfaltung. Während seines Musikstudiums an der Universität Salzburg nutzte er jede Gelegenheit, um als Solopianist, in Duos und als Keyboarder in verschiedenen Jazz-, Rock- und Blues-Ensembles aufzutreten. Diese musikalische Phase, fernab der politischen Turbulenzen, die sein früheres Leben prägten, offenbarte eine andere Facette seiner Persönlichkeit: die des Künstlers, der sich der Musik hingab.
Biografie | Informationen |
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Voller Name | Rainer Langhans |
Geburtsdatum | Geboren am 14. Juni 1940 in Berlin, Deutschland |
Beruf(e) | Schauspieler, Regieassistent, Autor, Filmemacher |
Bekannt für | Mitgründer der Kommune 1, Beteiligung an der 68er-Bewegung, Beziehungen zu Uschi Obermaier |
Ausbildung | Studium der Psychologie |
Kulturelle Einflüsse | Post-kriegs Deutschland, Autismus, Suche nach Spiritualität |
Wichtige Werke | Filme von Rainer Werner Fassbinder, Kommune 1 |
Beziehungen | Uschi Obermaier |
Referenz: Rainer Langhans - IMDb
Rainer Langhans, der Mann, dessen Name untrennbar mit der deutschen 68er-Bewegung verbunden ist, hat ein Leben geführt, das so bunt und widersprüchlich war wie die Zeit, in der er lebte. Er war nicht nur Gründer der Kommune 1, der ersten politisch motivierten Kommune in Deutschland, sondern auch ein Filmemacher, Autor und Schauspieler. Seine Rolle in Fassbinders Filmen festigte seinen Platz in der deutschen Kulturgeschichte.
Die Kommune 1, die er mitbegründete, war mehr als nur eine Wohngemeinschaft. Sie war ein Experiment, ein Protest gegen die etablierten Normen der Gesellschaft und ein Versuch, eine alternative Lebensweise zu etablieren. Langhans, der damals Psychologie in Berlin studierte, war ein Vorstandsmitglied des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) und nahm an der Arbeitsgruppe teil. Er selbst zog zwar erst zwei Monate nach der Gründung der Kommune 1 ein, entwickelte aber die Praxis der Kommune 1 in ihrer Klausurphase als Externer mit. Zusammen mit Persönlichkeiten wie Fritz Teufel gestaltete er das Leben und die Ideale dieser radikalen Gemeinschaft.
Seine Beziehung zu Uschi Obermaier, einem Style-Ikone und Schlüsselfigur der sexuellen Revolution, war ein weiterer wichtiger Aspekt seines Lebens. Ihre Begegnung auf einem Underground-Musikfestival war der Beginn einer Beziehung, die weit über eine flüchtige Bekanntschaft hinausging. Sie teilten nicht nur ein gemeinsames Lebensgefühl, sondern auch eine ähnliche Sicht auf die Welt, die von Rebellion, Freiheit und der Ablehnung konventioneller Werte geprägt war.
Doch Langhans' Leben war nicht nur von politischem Engagement und künstlerischer Kreativität geprägt. Er setzte sich auch intensiv mit seinen eigenen inneren Kämpfen auseinander. In Interviews sprach er offen über seine autistischen Züge und seine Suche nach einer Heimat in der Welt des menschlichen Geistes. Diese Auseinandersetzung mit sich selbst, gepaart mit seiner Offenheit, machen ihn zu einer faszinierenden und authentischen Persönlichkeit.
Die Diagnose Prostatakrebs und die damit verbundene Aussicht auf den Tod haben seine Sicht auf das Leben nur noch verstärkt. Er scheint keine Angst vor dem Tod zu haben und lebt bewusster und wertschätzender. Die Ärzte haben ihm gesagt, dass er bald sterben werde, doch anstatt in Verzweiflung zu verfallen, hat er sich dem Leben mit einer neu gewonnenen Intensität zugewandt.
Die Zeit in Salzburg, von 1982 bis 1990, bot ihm eine willkommene Abwechslung von den politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Hier konnte er sich der Musik widmen, seiner Leidenschaft frönen und seine künstlerischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Diese musikalische Phase zeigt eine weitere Facette seiner Persönlichkeit, die oft im Schatten seines politischen Engagements stand.
Langhans war eine zentrale Figur der 68er-Bewegung, eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung in Deutschland. Seine Beteiligung an der Kommune 1, einer Lebensform, die konventionelle Normen in Frage stellte, machte ihn zu einem Symbol für Rebellion und Aufbruch. Er war ein Mann, der sich nicht scheute, gegen den Strom zu schwimmen und seine eigenen Überzeugungen zu leben, selbst wenn dies bedeutet, gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen.
Die Kommune 1 war ein Experiment, das weit über bloße Wohnverhältnisse hinausging. Sie war ein Ort des Austauschs, der Diskussion und des Aufbruchs. Sie war ein Ort, an dem neue Ideen geboren wurden und an dem versucht wurde, eine alternative Lebensweise zu etablieren. Langhans, zusammen mit anderen Persönlichkeiten wie Fritz Teufel, prägte diese Gemeinschaft und trug dazu bei, ihre Ideale und Ziele zu definieren.
Langhans' Leben ist ein Zeugnis für die Kraft des menschlichen Geistes, für die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und für die Bedeutung, sein eigenes Leben in vollen Zügen zu leben. Er war ein Mann, der sich nicht scheute, seine eigenen Überzeugungen zu leben, der stets auf der Suche nach Wahrheit und Freiheit war und der auch angesichts des Todes die Schönheit des Lebens zu schätzen wusste. Sein Vermächtnis ist die Erinnerung an einen Mann, der die Welt verändern wollte und dies auf seine ganz eigene Art und Weise tat.
Die Frage nach einem erfüllten Leben lässt sich angesichts von Langhans' Lebensweg nur schwer beantworten. War es die Rebellion? War es die Kunst? Oder war es die ständige Auseinandersetzung mit sich selbst? Wahrscheinlich war es die Kombination aus allem. Rainer Langhans hat ein Leben geführt, das so vielfältig und widersprüchlich war wie die Welt, in der er lebte, und er hat gezeigt, dass es möglich ist, auch angesichts des Todes ein erfülltes Leben zu führen.




