War Helmut Schmidt wirklich ein Macher, ein Krisenmanager von Format, oder nur ein Glücksritter der politischen Bühne? Fest steht: Seine beeindruckende Karriere als Bundeskanzler und seine charismatische Persönlichkeit haben Deutschland nachhaltig geprägt.
Helmut Heinrich Waldemar Schmidt, geboren am 23. Dezember 1918 in Hamburg, war eine der prägendsten Figuren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sein politisches Wirken, seine klare Sprache und seine Fähigkeit, auch in stürmischen Zeiten Ruhe zu bewahren, machten ihn zu einem Politiker von internationalem Format. Doch wer war dieser Mann wirklich, und wie formte er das Deutschland, das wir heute kennen? Seine Kindheit, geprägt von den Wirren des Ersten Weltkriegs und den sozialen Umbrüchen der Weimarer Republik, legte den Grundstein für seine spätere Karriere.
Persönliche Daten | Informationen |
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Geburtsname | Helmut Heinrich Waldemar Schmidt |
Geburtsdatum | 23. Dezember 1918 |
Geburtsort | Hamburg-Barmbek |
Sterbedatum | 10. November 2015 |
Ehepartnerin | Hannelore Loki Glaser (verheiratet 1942, bis zu ihrem Tod) |
Kinder | Susanne Schmidt |
Karriere | Informationen |
Ausbildung | Abitur an der Lichtwark-Schule (1937), Studium der Staatswissenschaften (unterbrochen durch den Krieg) |
Berufliche Laufbahn | Offizier im Zweiten Weltkrieg, Senator der Hamburger Polizei (1961), Senator für Inneres (Hamburg), Bundesminister der Verteidigung (1969-1972), Bundesminister der Finanzen (1972-1974), Bundeskanzler (1974-1982) |
Politische Partei | Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) |
Wichtige politische Ämter | Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1974-1982) |
Auszeichnungen | Bundesverdienstkreuz, zahlreiche Ehrendoktortitel und internationale Auszeichnungen |
Besondere Leistungen | Krisenmanagement (Sturmflut 1962), Bekämpfung des Terrorismus (Deutscher Herbst), europäische Integration, Wirtschaftspolitik (z.B. gegen die Ölkrise) |
Sonstiges | Informationen |
Interessen | Musik (besonders klassische Musik), Rauchen (Pfeife), Politik, Geschichte |
Zitate | Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. |
Quelle: Helmut und Loki Schmidt Stiftung
Seine Jugend fiel in eine Zeit großer Umbrüche. Geboren kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, erlebte er die Wirren der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die Tatsache, dass er als Jugendlicher seine jüdische Herkunft verleugnen musste, zeugt von den schwierigen Umständen dieser Zeit. Schmidt schloss 1937 seine schulische Laufbahn mit dem Abitur an der Lichtwark-Schule in Hamburg ab und trat anschließend in den Reichsarbeits- und Wehrdienst ein.
Der Zweite Weltkrieg prägte ihn nachhaltig. Zwischen 1939 und 1942 diente er als Soldat. Seine kritische Haltung gegenüber dem NS-Staat hätte ihm beinahe einen Strafprozess eingebracht. Doch nach dem Krieg wandte sich Schmidt der Politik zu. Er trat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und begann seine politische Karriere in Hamburg. Ab 1961 war er Senator der Hamburger Polizei, später Senator für Inneres. In dieser Funktion bewies er bereits sein Talent als Krisenmanager, insbesondere während der verheerenden Sturmflut im Februar 1962, bei der er durch sein beherztes Eingreifen Tausende Hamburger vor dem Ertrinken rettete. Diese Erfahrung festigte seinen Ruf als Mann der Tat.
Der Aufstieg von Helmut Schmidt in der Bundespolitik war rasant. 1969 wurde er Bundesminister der Verteidigung, 1972 Bundesminister der Finanzen. Nach dem Rücktritt von Willy Brandt 1974 übernahm er das Amt des Bundeskanzlers und präsidierte für das nächste Jahrzehnt einer sozialliberalen Koalition. Unter seiner Führung erlebte Deutschland eine Zeit großer Herausforderungen: die Ölkrise, der kalte Krieg und der Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF). In all diesen Krisen bewies Schmidt Führungsstärke und Entschlossenheit.
Sein Umgang mit der RAF, insbesondere während des Deutschen Herbstes 1977, gilt als Beispiel für entschlossenes Handeln. Er lehnte jede Form von Verhandlungen mit Terroristen ab und setzte auf die Durchsetzung des Rechtsstaats. Diese Haltung brachte ihm einerseits viel Kritik ein, andererseits aber auch Anerkennung für seinen Mut und seine Standhaftigkeit. Schmidt war ein Verfechter der NATO und ein überzeugter Anhänger der europäischen Integration. Er pflegte enge Beziehungen zu ausländischen Staatsmännern und trug maßgeblich zur Stärkung der internationalen Zusammenarbeit bei.
Die Wirtschaftspolitik Schmidts war von pragmatischem Denken geprägt. Er setzte auf solide Finanzen und eine Politik der sozialen Marktwirtschaft. In den 1970er Jahren war die Bundesrepublik vergleichsweise stabil, was auch auf seine Politik zurückzuführen ist. Allerdings gab es auch Kritik an seiner Politik, insbesondere an den Sparmaßnahmen, die er in Zeiten der Wirtschaftskrise durchführte. Seine oft als autoritär beschriebene Art führte ebenfalls zu Spannungen, sowohl innerhalb der Koalition als auch in der Öffentlichkeit.
Die Ehe mit Hannelore Glaser, genannt Loki, war ein fester Anker in seinem Leben. Die beiden heirateten 1942 und blieben bis zu Lokis Tod im Jahr 2010 ein Paar. Loki Schmidt war eine bedeutende Persönlichkeit, die sich für Natur- und Umweltschutz einsetzte und die politische Karriere ihres Mannes unterstützte. Das Paar hatte eine Tochter, Susanne.
Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler im Jahr 1982 zog sich Schmidt nicht aus der Öffentlichkeit zurück. Er wurde Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit und äußerte sich weiterhin zu politischen Fragen. Er war ein gefragter Gesprächspartner und Mahner, der seine Erfahrungen und sein Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit stellte. Seine klaren Analysen und seine ungeschminkte Sprache machten ihn auch im hohen Alter zu einer respektierten Figur.
Helmut Schmidt starb am 10. November 2015 im Alter von 96 Jahren. Sein Tod markierte das Ende einer Ära. Er hinterließ ein politisches Erbe von großer Bedeutung. Seine Fähigkeit, Krisen zu meistern, seine Entschlossenheit und sein unerschütterlicher Glaube an die Werte der Demokratie werden in Erinnerung bleiben. Helmut Schmidt war nicht nur ein Bundeskanzler, sondern eine Institution – ein Mann, der Deutschland in schwierigen Zeiten geführt und geprägt hat.
Schmidt, der am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren wurde, erlebte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland, den Wiederaufbau nach dem Krieg und die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. Seine politischen Entscheidungen, seine Haltung zur internationalen Politik und sein Charisma machten ihn zu einer der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Seine Worte, sein Handeln und seine Haltung sind bis heute von Bedeutung.




