Was macht einen Waldspaziergang im Sommer plötzlich zu einer Gesundheitsgefährdung? Der Eichenprozessionsspinner (EPS), dessen Brennhaare heftige allergische Reaktionen auslösen können, ist wieder aktiv und breitet sich in Deutschland weiter aus.
Die unscheinbaren Raupen des Eichenprozessionsspinners können im Frühling und Frühsommer zu einer erheblichen Belastung für Mensch und Tier werden. Ihre feinen Brennhaare, die sie zur Verteidigung gegen Fressfeinde einsetzen, enthalten das Protein Thaumetopoein. Kommen diese Härchen mit der Haut, den Augen oder den Atemwegen in Berührung, können sie unangenehme bis gesundheitsschädliche Reaktionen auslösen. Die Expansion des EPS in den letzten Jahrzehnten stellt Gemeinden und Privatpersonen vor große Herausforderungen, da die Bekämpfung aufwendig und kostspielig ist. Ein wachsames Auge und die Einhaltung einiger Vorsichtsmaßnahmen sind daher essentiell, um die Risiken zu minimieren.
Um ein besseres Verständnis für diese Thematik zu bekommen, betrachten wir einige der wichtigsten Aspekte im Detail:
Zunächst einmal ist es entscheidend, den Eichenprozessionsspinner von anderen, harmlosen Insekten zu unterscheiden. Oft werden die Gespinste des EPS mit denen anderer Raupenarten verwechselt. Die Gespinste des Eichenprozessionsspinners sind in der Regel an bestimmten Stellen am Baum lokalisiert, während andere Raupenarten ganze Büsche und Bäume komplett einspinnen können. Der Eichenprozessionsspinner selbst ist leicht an seinem typischen Verhalten erkennbar: Die Raupen bewegen sich in Prozessionen, also in einer Reihe hintereinander, fort. Diese Prozessionen können mehrere Meter lang sein.
Die Verbreitung des Eichenprozessionsspinners ist eng mit der geographischen Lage verbunden. Ursprünglich in Südeuropa beheimatet, hat sich der EPS in den letzten Jahrzehnten stark ausgebreitet. In Deutschland sind infolge der Massenvermehrungen mittlerweile alle Bundesländer betroffen. Besonders betroffen sind Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Aber auch in anderen Regionen Deutschlands ist das Vorkommen des EPS zu beobachten, was die Notwendigkeit einer flächendeckenden Sensibilisierung und Vorsorge unterstreicht.
Die Gefahren, die vom Eichenprozessionsspinner ausgehen, sind vielfältig. Die Brennhaare der Raupen setzen bei Hautkontakt Juckreiz, Rötungen und Quaddeln frei. In schweren Fällen kann es zu Hautentzündungen, sogenannten Dermatitiden, kommen. Auch die Augen sind gefährdet: Bei Kontakt kann es zu Bindehautentzündungen kommen. Werden die Brennhaare eingeatmet, kann dies zu Husten, Atemnot und Asthmaanfällen führen. Diese gesundheitlichen Probleme können für Allergiker, Kinder und ältere Menschen besonders belastend sein.
Die Saison des Eichenprozessionsspinners beginnt in der Regel im Frühjahr und dauert bis zum Hochsommer. Ab dem dritten Larvenstadium, also etwa ab Mai, sind die Raupen gefährlich, da sie dann ihre Brennhaare entwickeln und abwerfen. Die Raupen leben in Nestern, die sich an den Stämmen und Ästen von Eichenbäumen befinden. Diese Nester sind leicht zu erkennen und sollten unbedingt gemieden werden.
Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist eine komplexe Aufgabe, die in der Regel von Fachfirmen oder den zuständigen Behörden durchgeführt wird. Die Bekämpfungsmethoden reichen von mechanischen Maßnahmen wie dem Absaugen der Nester bis hin zum Einsatz biologischer oder chemischer Insektizide. In der Regel werden die Nester abgesaugt oder abgeflammt, um die Raupen und ihre Brennhaare zu entfernen. Der Einsatz von Insektiziden ist umstritten, da er auch andere Insekten schädigen kann. Es ist wichtig, die Bekämpfung dem Fachpersonal zu überlassen.
Was kann man also tun, um sich vor dem Eichenprozessionsspinner zu schützen? Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen sind:
- Abstand halten: Vermeiden Sie den Kontakt mit Raupen, Nestern und befallenen Bäumen.
- Nicht anfassen: Berühren Sie niemals Raupen oder ihre Gespinste.
- Melden: Informieren Sie das Ordnungs- oder Grünflächenamt, wenn Sie einen Befall feststellen.
- Schutzkleidung: Tragen Sie bei Arbeiten in gefährdeten Bereichen lange Kleidung, Handschuhe und eine Atemschutzmaske.
- Duschen: Duschen Sie nach dem Aufenthalt in befallenen Gebieten gründlich und wechseln Sie die Kleidung.
- Augen schützen: Vermeiden Sie es, sich im betroffenen Gebiet die Augen zu reiben.
Sollten Sie dennoch mit den Brennhaaren in Kontakt gekommen sein, suchen Sie einen Arzt auf. Dieser kann Ihnen bei der Linderung der Symptome helfen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen einleiten.
Die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners ist ein zunehmendes Problem, das durch den Klimawandel und die Monokulturen in unseren Wäldern begünstigt wird. Es ist daher wichtig, sich über die Gefahren zu informieren, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und im Falle eines Befalls schnell zu handeln. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung von Behörden, Experten und der Bevölkerung kann die Ausbreitung eingedämmt und die Gesundheit von Mensch und Tier geschützt werden.
Die Auseinandersetzung mit dem Eichenprozessionsspinner zeigt, wie wichtig es ist, die Natur zu verstehen und auf Veränderungen zu reagieren. Ein umsichtiger Umgang mit der Umwelt ist unerlässlich, um gesundheitliche Risiken zu minimieren und die Schönheit unserer Natur zu bewahren. Achten Sie auf Warnhinweise, melden Sie Befälle und schützen Sie sich und Ihre Lieben.
Thema | Eichenprozessionsspinner (EPS) |
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Wissenschaftlicher Name | Thaumetopoea processionea |
Gefahren | Brennhaare lösen Hautreizungen (Dermatitis), Augenreizungen, Atemwegsprobleme aus. |
Symptome | Juckreiz, Rötung, Schwellung, Bläschenbildung, Bindehautentzündung, Husten, Atemnot |
Lebensraum | Eichenwälder, Alleen, Parks |
Verbreitung | Ursprünglich Südeuropa, Ausbreitung in Mitteleuropa, Deutschland (alle Bundesländer betroffen) |
Saison | Frühling bis Hochsommer (gefährlich ab dem dritten Larvenstadium, ca. Mai) |
Maßnahmen bei Kontakt | Kleidung wechseln, duschen, Haut reinigen, ggf. Arzt aufsuchen |
Bekämpfung | Mechanische Entfernung der Nester (Absaugen, Abflammen), biologische oder chemische Insektizide (durch Fachfirmen/Behörden) |
Prävention | Abstand halten, Nester meiden, melden, Schutzkleidung, Duschen |
Verwechslungsgefahr | Gespinnstmotten (harmlos, aber oft komplett eingesponnene Büsche/Bäume) |
Weiterführende Informationen | Wikipedia: Eichen-Prozessionsspinner |




