War die Kindheit von Astrid Lindgren wirklich so prägend für ihr späteres Werk, wie oft behauptet wird? Die Antwort liegt verborgen in den Facetten ihres Lebens, insbesondere in den oft übersehenen, turbulenten Jahren vor ihrem weltweiten Erfolg.
Der Film Becoming Astrid aus dem Jahr 2018, unter der Regie von Pernille Fischer Christensen, wirft einen intensiven Blick auf die jungen Jahre der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Er taucht tief in das Leben der jungen Astrid ein, gespielt von Alba August, und beleuchtet die entscheidenden Erfahrungen, die sie zu der Frau formten, die später die Welt mit Geschichten wie Pippi Langstrumpf verzaubern sollte. Die Geschichte beginnt mit einer älteren Astrid, die Geburtstagsgrüße empfängt, und springt dann zurück in ihre Jugend, eine Zeit, die von gesellschaftlichen Konventionen und persönlichen Herausforderungen geprägt war. Der Film zeigt, wie Astrid in den 1920er Jahren, im Alter von 18 Jahren, unehelich schwanger wurde – ein Skandal im damaligen Schweden. Dieser Wendepunkt zwang sie, radikale Entscheidungen zu treffen und ihren eigenen Weg zu gehen. Die Anfeindungen ihres Umfelds, die sie überwinden musste, spiegeln ihre spätere Fähigkeit wider, unkonventionelle Heldinnen wie Pippi Langstrumpf zu erschaffen. Die Regisseurin wählt geschickt diesen Lebensabschnitt, um die Parallelen zwischen Astrids persönlicher Geschichte und ihren literarischen Schöpfungen aufzuzeigen. Doch der Film ist mehr als nur eine Nacherzählung ihres Lebens; er ist eine Hommage an eine mutige Frau, die sich den gesellschaftlichen Normen widersetzte und ihren eigenen Weg in ein freies und selbstbestimmtes Leben suchte.
Kategorie | Details |
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Voller Name | Astrid Anna Emilia Lindgren (geb. Ericsson) |
Geburtsdatum | 14. November 1907 |
Geburtsort | Vimmerby, Schweden |
Sterbedatum | 28. Januar 2002 |
Ehepartner | Sture Lindgren (verheiratet 1931 bis zu seinem Tod 1952) |
Kinder | Lars Lindgren, Karin Nyman |
Beruf | Schriftstellerin, Kinderbuchautorin |
Bekannte Werke | Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter |
Auszeichnungen | Deutscher Jugendliteraturpreis, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Selma Lagerlöf-Preis |
Inspirationen | Mary Pickford (Stummfilmstar), eigene Kindheitserfahrungen |
Weblink | Offizielle Astrid Lindgren Website (Englisch) |
Die Filmadaption Becoming Astrid (2018) von Pernille Fischer Christensen fängt die Essenz dieser entscheidenden Lebensphase ein. Christensen, die auch am Drehbuch mitwirkte, entwirft ein komplexes Bild der jungen Astrid und ihrer Umgebung. Die Rahmenhandlung mit der älteren Astrid, die Geburtstagspost erhält, dient dazu, eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und dem späteren literarischen Schaffen herzustellen. Die Parallelen zwischen Astrids persönlicher Reise und ihren Geschichten sind subtil, aber wirkungsvoll dargestellt.
Die frühen Jahre Astrid Lindgrens, insbesondere ihre Jugend in Vimmerby, waren geprägt von ländlichem Leben und familiären Bindungen. Sie wuchs mit ihren Geschwistern auf dem Bauernhof Näs auf, ein Ort, der später in ihren Büchern als Inspiration dienen sollte. Diese Kindheit, so einfach sie auch erscheinen mag, bot ihr eine reiche Grundlage für Fantasie und Kreativität. Die Freiheit, die sie als Kind erlebte, die Nähe zur Natur und die Geschichten, die ihr erzählt wurden, prägten ihre Vorstellungskraft und flossen später in ihre Bücher ein. Die Erfahrungen auf dem Bauernhof, die Erlebnisse mit ihren Geschwistern, die Einblicke in das Landleben und die Geschichten, die am Küchentisch erzählt wurden – all das wurde zu einem unerschöpflichen Fundus an Inspirationen für ihre späteren Werke. Diese frühen Jahre waren somit nicht nur ein Teil ihrer persönlichen Geschichte, sondern auch der Ursprung ihrer schriftstellerischen Genialität.
Die Entscheidung, einen Film über Astrids Jugend zu drehen, ist mehr als nur ein biografischer Ansatz; es ist eine Erkundung der Ursprünge ihres kreativen Geistes. Die Regisseurin Christensen konzentriert sich auf die Momente, in denen Astrids Leben eine entscheidende Wendung nahm. Ihre ungewollte Schwangerschaft in jungen Jahren, die im konservativen Schweden der 1920er Jahre ein Skandal war, zwang sie, Entscheidungen zu treffen, die ihr Leben für immer verändern sollten. Diese Erfahrungen zwangen sie nicht nur, sich gegen gesellschaftliche Konventionen zu stellen, sondern auch ihren eigenen Weg zu finden. Diese Kämpfe und Entscheidungen spiegeln sich in ihren Büchern wider, in denen oft starke, unabhängige Charaktere wie Pippi Langstrumpf im Mittelpunkt stehen. Diese Charaktere sind nicht nur Produkte ihrer Fantasie, sondern auch Ausdruck ihrer eigenen Erfahrung und ihres Wunsches nach Freiheit und Unabhängigkeit.
Die Geschichte von Astrid Lindgren ist auch eine Geschichte der Überwindung. Sie war eine Frau, die sich gegen gesellschaftliche Zwänge wehrte und ihren eigenen Weg ging. Ihre Fähigkeit, diese Erfahrungen in ihre Geschichten zu integrieren, machte sie zu einer der beliebtesten und einflussreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Becoming Astrid beleuchtet diese entscheidenden Momente und zeigt, wie die junge Astrid zur Schöpferin von Figuren wie Pippi Langstrumpf wurde. Lindgren selbst nannte Mary Pickford, den Stummfilmstar aus den 1920er Jahren, als eine ihrer Inspirationen, von der sie nicht nur das Anarchische, sondern auch das Feministische übernahm.
Der Film Becoming Astrid dient somit als Schlüssel, um die Verbindung zwischen Astrids Leben und ihrem Werk zu verstehen. Er zeigt, wie ihre persönlichen Erfahrungen, ihre Kämpfe und ihre Freuden in ihre Geschichten eingeflossen sind. Die Kindheit in Vimmerby, die Begegnung mit dem Leben in den 1920er Jahren, die Herausforderungen und die Triumphe – all das formte die Frau, die die Welt mit ihren Geschichten verzaubern sollte. Durch die Betrachtung ihrer Jugendjahre können wir nicht nur die Autorin Astrid Lindgren besser verstehen, sondern auch die Bedeutung ihrer Werke im Kontext ihrer persönlichen Geschichte vollends erfassen. Das Drama enthüllt die Entstehung eines einzigartigen Geistes, einer Frau, die ihre eigenen Erfahrungen in Geschichten verwandelte, die Generationen von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen begeistern sollten. Die Wahl, die Jugendjahre in den Mittelpunkt zu rücken, ist eine kluge Entscheidung, die es dem Publikum ermöglicht, die tiefe Verbindung zwischen Astrids Leben und ihrer Kunst zu erkennen.



